Jessica Schrempp2023-05-11T13:22:05+01:00

Walldorf

MEINE HEIMAT

Truppmann

FUNKTION

1 Jahr

ENGAGEMENT

Gestalterin für visuelles Marketing

BERUF

JESSICA S.

MEINE
GESCHICHTE

Handball war meine erste große Leidenschaft. Ja, richtig gehört! Bevor ich zur Feuerwehr gekommen bin war die Sporthalle mein zweites Zuhause.

Doch leider musste ich aufgrund einer Verletzung meine aktive Karriere aufgeben. Danach hatte ich erstmal keine Motivation mir einen neuen Ausgleich zu suchen. Schnell merkte ich, dass mir etwas fehlt. Gott sei Dank durfte ich in dieser Zeit meinen neuen Lebenspartner und sein Hobby, die Feuerwehr, kennenlernen. Mir war direkt klar: Das will ich auch machen! Also bin ich der Feuerwehr beigetreten und habe als Quereinsteigerin meine zweite Karriere gestartet! Dieses Mal als Feuerwehrfrau.

Heute freue ich mich den Schritt gewagt zu haben und fiebere den nächsten Herausforderungen entgegen.

„Es ist nie zu spät, etwas zu wagen und dafür zu brennen!“

Wie bist du zur Feuerwehr gekommen?2023-04-11T15:54:39+01:00

Ich komme eigentlich vom Handball, ich habe 26 Jahre lang Handball gespielt. Das war meine große Leidenschaft und die Sporthalle mein zweites Zuhause. Wegen einer Verletzung musste ich damit aufhören. Ich war länger etwas verloren und wusste nicht so richtig, wo ich hin soll, denn die Teamarbeit hat mir einfach gefehlt. Ich habe mir auch keine neue Sportart gesucht, da das alles nicht vergleichbar war.

Vor einigen Jahren habe ich dann meinen zukünftigen Mann kennengelernt, der schon 17 Jahre lang bei der Feuerwehr ist. So habe ich hautnah mitbekommen, was er dort so macht. Relativ schnell habe ich gemerkt, dass das auf jeden Fall auch was für mich ist – und war manchmal sogar ein bisschen traurig, als der Melder ging und ich nicht mitgehen konnte. Vor knapp einem Jahr habe ich mich dann dazu entschieden, mit 40 Jahren als Quereinsteigerin die Grundausbildung zu absolvieren. Viele waren natürlich jünger als ich, aber das war absolut kein Thema. Am Anfang wusste ich nicht, was ein C-Schlauch oder ein Strahlrohr ist – ich habe da wirklich bei Null angefangen. Wenn jemand neu ist, wird man auch begleitet. Meine Devise ist: Es ist nie zu spät, Feuer zu fangen. Ich habe es keine Sekunde bereut und möchte allen Mut machen, die sich vielleicht nicht trauen, diesen Schritt zu gehen.

Was machst du an der Einsatzstelle? Was ist deine Aufgabe?2023-04-11T15:58:31+01:00

Dadurch, dass ich aktuell Truppfrau bin, bin ich meistens im Schlauchtrupp oder Melder. Grundsätzlich wartet man auf Befehle und macht das, was gerade anfällt. Im Schlauchtrupp ist man zum Beispiel für die Wasserversorgung zuständig. Ich werde noch den Atemschutzlehrgang machen und erst einmal schauen, ob das was für mich ist. Aber ich denke, dass mir das bestimmt Spaß machen wird. Ansonsten gibt es immer eine Aufgabe, die man bei der Feuerwehr übernehmen kann und jede helfende Hand ist wichtig. Ich finde es so faszinierend, was die verschiedenen Leute alles können – es kommt nicht nur darauf an, dass man körperlich fit ist, sondern auch einen kühlen Kopf bewahrt und schnell Lösungen findet, denn jede Situation ist anders.

Kannst du dich an deinen ersten Einsatz erinnern?2023-04-11T16:02:43+01:00

Ich kann mich an einen der ersten prägenden Einsätze erinnern, das war 2022 im August. Da gab es ein ganz starkes Unwetter mit vielen Überschwemmungen in Walldorf und im Umkreis. Es kam Wasser aus der Kanalisation und den Gullideckeln geschossen, von oben kam Wasser, überall war Wasser. Ich war bei einer Kellerwohnung einer fünfköpfigen Familie im Einsatz, die komplett unter Wasser stand. Mit Pumpen haben wir das Gröbste ausgepumpt. 

Die Mutter ist mit ihrem kleinen Kind durchs Wasser gewatet, auf sie bin ich zugegangen, um mit ihr das Nötigste aus der Wohnung zu holen.

Das alles hatte im Nachgang aber auch etwas Schönes. Ein paar Tage nachdem alles vorüber war, brachte uns der Vater der Familie Capri-Sonne, Bier, Cola, Fanta, einfach Getränke für die komplette Mannschaft zum Feuerwehrhaus und hat sich persönlich bei uns bedankt. In dem Moment habe ich gewusst, dass ich am richtigen Ort bin. Man kann auf eine einzigartige Art und Weise den Menschen helfen. Man lernt jedes Mal unglaublich viel, auch über sich selbst und seine persönlichen Grenzen. Das hätte ich vor meiner Zeit bei der Feuerwehr nie gedacht.

Wie hoch ist dein Puls während eines Einsatzes/bei der Alarmierung?2023-04-11T16:05:48+01:00

Im ersten Moment geht der Puls natürlich hoch, bei uns piepsen dann sogar zwei Melder in zwei unterschiedlichen Tönen, dann geht es richtig rund. Wir springen auf und rennen die Treppe herunter –  dadurch, dass wir nur circa 150 Meter vom Feuerwehrhaus entfernt wohnen, rennen wir meistens den Berg dorthin runter. Am Anfang war ich auf jeden Fall aufgeregt, allein das Umziehen von Alltagskleidung in die Uniform ist schon etwas, was man zu Beginn nicht so kennt.

Was war dein außergewöhnlichster Einsatz?2023-04-11T16:08:47+01:00

Außergewöhnlich war natürlich das Unwetter, damals waren zur Unterstützung auch zahlreiche der umliegenden Wehren bei uns und sind mit uns Einsätze gefahren. Das waren am Ende um die 240 Einsätze insgesamt. Da hat sich für mich gezeigt, wenn wirklich die Welt untergeht, halten alle zusammen. Jeder ist immer da, so ist das generell in der Kameradschaft der Feuerwehr.

Was war dein schönstes Erlebnis in der Feuerwehr?2023-05-03T09:15:55+01:00
Für mich sind die Ehrungsabende immer besonders. Zu solch besonderen Anlässen tragen wir bei der Feuerwehr unsere Ausgehuniform. Der letzte Ehrungsabend fand im Rahmen einer Gemeinderatssitzung im Rathaus statt, was nicht selbstverständlich ist. Es ist ein besonderes Zeichen der Wertschätzung der Stadt für ihre Feuerwehr. Nachdem der offizielle Teil des Abends beendet war, machten wir uns auf den Weg ins Feuerwehrhaus. Hier wollten wir den Abend mit einem gemeinsamen Essen ausklingen lassen. Doch dazu sollte es erst mal nicht kommen! Unsere Melder alarmierten uns zu einem PKW Brand auf der Autobahn. Also saßen wir alle schicker denn je in unseren Einsatzfahrzeugen. An der Einsatzstelle angekommen hatten wir wohl den stilvollsten Auftritt an diesem Abend (lacht). Zum Glück wurde das brennende Fahrzeug bereits mit einem Feuerlöscher abgelöscht und wir konnten relativ zeitnah wieder einrücken. Unsere Hemden sind also auch sauber geblieben.
 
Im Feuerwehrhaus angekommen, saßen wir noch bis in die Morgenstunden zusammen und feierten mit den Geehrten zusammen. Denn die Kameradschaft unserer Feuerwehren ist etwas ganz Besonderes! Ich durfte durch die Feuerwehren viele tolle, mutige und clevere Menschen kennenlernen und neue Freundschaften schließen. Genau solche Abende machen unsere Feuerwehrfamilie aus. Für mich war es bisher einer der schönsten Abende und ich bin mir sicher, es werden noch viele folgen.
Worauf kommt es am meisten bei der Feuerwehr an?2023-04-11T16:18:09+01:00

Ich würde sagen, dass es auf jeden Fall auf den Teamgeist ankommt, man sich aufeinander verlassen kann und man füreinander da ist. Bei einer freiwilligen Feuerwehr ist es so, dass du nie weißt, mit wem du zusammenarbeitest oder wie viele Leute überhaupt kommen. Umso wichtiger ist es, dass jeder voll dabei ist.

Was bringt es, zur Feuerwehr zu gehen?2023-04-11T16:19:52+01:00

Die Feuerwehr ist ein toller Weg, um Menschen in verschiedensten Situationen zu helfen: Das kann eine Katze im Baum sein, es kann aber auch ein schwerer Unfall sein. Man lernt unheimlich viel dazu – im letzten Jahr habe ich persönlich extrem viel gelernt. Man bekommt viel, aber muss auch ein bisschen was geben. Aber das, was man gibt, bekommt man um das tausendfache aus der Gemeinschaft zurück. Man profitiert in jeder Hinsicht. Außer, dass man vielleicht weniger Schlaf hat (lacht).

Warum bist du bei der Feuerwehr?2023-04-11T16:21:17+01:00

Ich war schon immer ein Mensch, der gern Action hat. Bei mir muss immer was los sein und ich habe unglaublich viel Energie. Am Anfang hatte ich Bedenken, dass ich das nicht kann, aber mittlerweile bin ich froh, dass ich es gemacht habe.

Was würdest du jemandem sagen, der überlegt, zur Feuerwehr zu kommen?2023-04-11T16:21:39+01:00

Einfach machen. Einfach probieren, es ist nie zu spät, etwas Neues zu lernen. Man bereut immer nur die Sachen, die man nicht getan hat.

Was machst du, wenn du nicht bei der Feuerwehr bist?2023-04-11T16:23:09+01:00

In meiner Freizeit mache ich viel Sport, gehe Laufen und Krafttraining. Ansonsten treffe ich mich mit Freunden und reise gerne. Wenn ich und mein Partner Zeit haben, legen wir aber auch einfach mal gern nur die Füße hoch. Bis der nächste Einsatz kommt (lacht).

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